Auch der Bürgermeister swingt mit

Puschendorfer Senioren organisieren ihr Smovey-Training ohne Verein und Coach selbst

Seit vier Jahren entdeckt eine immer größer werdende Gruppe von Senioren Woche für Woche den Spaß an der Bewegung und am gemeinsamen Tun mit der neuen Trendsportart Smovey. Die surrenden grellgrünen Ringe kommen aus Österreich, verbessern die Gesundheit und heben obendrein die Stimmung. Bemerkenswert dabei: Der Seniorenrat macht das ganz in Eigenregie.

„Wir sind eine erweiterte große Familie“, sagt Annelie Kistner und spricht vielen anderen Übenden damit aus der Seele. Man nimmt gegenseitig Anteil am Leben der Anderen und tauscht Gesundheitstipps oder Kochrezepte aus, sagt sie. Zwölf Frauen und Männer stehen nach der ersten Aufwärmphase des Smovey-Trainings im Kreis und geraten ins Schwärmen. „Wir machen das aus Spaß an der Freude“, betont Renate Vitzthum, die schon seit Anfang an dabei ist. “Ich fühle mich danach viel lebendiger als zuvor!“ Schwester Lieselotte von der Diakonie-Gemeinschaft findet, dass es einfach mehr Spaß macht „in der Gemeinschaft zu üben“. Allein zu Hause fällt es ihr doch immer sehr schwer die surrenden Ringe in die Hand zu nehmen und eigenständig zu üben. Ihr Hausarzt habe zu etwas Seniorengymnastik geraten. „Er hat sich sehr gefreut, als ich ihm vom meinem Smovey-Kurs erzählt habe“, berichtet die Diakonisse.

Alle Senioren haben zwei mittelgroße, ein halbes Kilo schwere Plastikringe in den Händen, deren Geheimnis sich im Inneren verbirgt. „Das Besondere an den Ringen sind die vier Stahlkugeln innen drin, die eine Vibration entstehen lassen und damit bis tief in die Muskulatur hineinwirken“, erklärt Bürgermeister Wolfgang Kistner, der meistens mit von der Partie ist, wenn sein Terminplan es erlaubt. Nach seiner Meinung ist Smovey eine „leichte Sportart“ und geradezu „ideal für ältere Menschen“ geeignet.

Die etwas eigenwillige Wortschöpfung kommt aus den englischen Wörtern „swing“ (schwingen), „move“ (bewegen) und „smile“ (lächeln) und wurde vom Österreicher Johann Salzwimmer erfunden, um damit seine Parkinson-Erkrankung besser in den Griff zu bekommen. 

Therese Gabler, die Vorsitzende des Seniorenrats, hat die Smovey-Ringe 2014 auf der Seniorenmesse in Puschendorf entdeckt und sofort eine Trainerin für einige Schnuppertermine engagiert. Dieses Angebot ist von Anfang an auf reges Interesse im Ort unter den Senioren gestoßen. Als die Trainerin dann vor etwa zwei Jahren wegen Umzugs aufhören musste, hat die Gruppe entschieden, in Eigenregie weiter zu machen. „Zuerst hat Jede reihum eine Lieblingsübung vorgemacht“, sagt Gabler. Doch mit der Zeit seien die Ideen ausgegangen und Übungen in Vergessenheit geraten. Inzwischen hat man vom Hersteller dieser Fitnessgeräte DVDs besorgt, die mittels Beamer an die Wand der Eichwaldhalle geworfen werden. „So haben wir jemand, der uns anleitet und alle Bewegungen vormacht! Das erleichtert alles.“ Es umfasst eine kurze Aufwärmeinheit von 12 Minuten und eine längere Einheit von 20 Minuten. Weil dadurch weder Trainerhonorar und noch Leihgebühr für das Sportgerät anfallen, ist die Gruppe sogar weiter angewachsen. Bürgermeister Kistner betrachtet dies als Angebot der Gemeinde und stellt daher sowohl das technische Equipment als auch die Turnhalle zur Verfügung. Für neue Teilnehmer stehen mehrere Sets Smovey-Ringe bereit, sodass zunächst keinerlei Kosten anfallen. Wenn alle Gruppenmitglieder kommen, stehen am Freitagmorgen zwischen 9 und 10 Uhr bis zu 17 Teilnehmer gutgelaunt und in froher Erwartung vor der Projektionswand. „Wenn man die Ringe in die Hand nimmt, beginnt man automatisch mit Bewegungen. Es ist fast wie Sucht“, sagt Gabler schmunzelnd. Gesund für Gelenke, Muskeln und Knochen sowie für Stoffwechsel und Verdauung ist das Training obendrein. Körperhaltung, Koordination und das Gleichgewicht werden mit geringem Aufwand deutlich verbessert. Weitere Zugänge sind bei der Smovey-Gruppe gern gesehen und herzlich willkommen!