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& Dorfschreiber

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Milchbauern plagen weiter Sorgen

08. 03. 2019

Landwirte wollen nicht Buhmänner sein - Weidemilch in Franken schwer zu produzieren

 

WILHELMSDORF – Der Kampf um einen gerechten Milchpreis stand - ganz anders als vielen Jahren zuvor- nicht mehr zentral im Mittelpunkt bei der Jahresversammlung der Milchbauern aus der „Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Nürnberg-West“. Vielmehr beschäftigten sich die Milchviehhalter mit Themen wie Volksbegehren Artenschutz, Weidemilch und Verbot der Anbindehaltung.

 

In der MEG haben sich Milcherzeugerbetriebe zu etwa gleichen Anteilen aus den Landkreisen Fürth, Erlangen-Höchstadt und Neustadt/Aisch-Bad Windsheim zusammengetan, um gemeinsam ihre erzeugte Milch zu vermarkten. Seit zwei Jahren ist die Molkerei Zott im schwäbischen Mertingen der Abnehmer der fränkischen Milch und verarbeitet sie zu Joghurt und Mozzarella-Käse. Sehr zufrieden mit dieser Zusammenarbeit äußerte sich Vorstand Michael Hechtel in seinem Tätigkeitsbericht. Die große Entfernung zur Molkerei habe sich keinesfalls als nachteilig erwiesen und das Familienunternehmen hat sich als fairer Partner herausgestellt, der seine Zusagen einhält.

 

Doch nun droht von vielen Seiten Ungemach, das wurde in manchem Grußwort und den Berichten der Molkerei Zott und der Bayern MeG als deutschlandweiter Koordinator der Milchvermarktung deutlich. Nach dem erfolgreichen Volksbegehren fühlen sich viele Bauern als Buhmänner und Lastenträger der geforderten Maßnahmen zur Rettung der Bienen und der Artenvielfalt. Es sei einerseits für jeden Bürger sehr leicht gewesen, beim Volksbegehren ein Kreuzchen zu machen, lauteten die Kommentare. Andererseits aber sind die im Antragstext geforderten Maßnahmen nur sehr schwer und vor allem für die Bauern aufwändig umzusetzen. Günter Felßner vom Bayerischen Bauernverband wies darauf hin, dass man doch auch zufrieden sein könne mit der Tatsache, dass nun bereits 20 Prozent aus der Bevölkerung dem jahrzehntelangen Bemühen der Bauern, die nur noch zwei Prozent der Bevölkerung ausmachen, um den Erhalt der Artenvielfalt und dem Sparen von Agrarflächen zustimmen.

 

Ähnlich schwer sich dieser Meinung anzuschließen ist für so manchen Milchbauer die Forderung der Molkerei nach einer Senkung der Milchkühltemperatur auf zukünftig nur noch 5 Grad Celsius und der Wunsch nach ausschließlicher Fütterung mit gentechnikfreien Produkten. Dies alles sei beim Vertragsabschluss mit der Molkerei Zott vor fünf Jahren nicht vereinbart gewesen, sagten manche verbittert. Folglich wolle man sich nicht dazu zwingen lassen, weil jede neue Umstellung mit weiteren Kosten verbunden sei.

 

Der Molkereivertreter versuchte darzulegen, dass Zott damit nur den allgemeinen Trend beim Einzelhandel und den Verbrauchern nach gentechnikfrei erzeugten Produkten folgen müsse, auch um gegenüber den zahlreichen Mitbewerbern keine Wettbewerbsnachteile zu bekommen. Es sei schließlich gutes Recht jedes Produktionsbetriebs die Vorzüge seiner Produkte herauszustellen. Deswegen laufe der Markttrend eindeutig hin zu gentechnikfrei erzeugten Produkten oder auch zu „Bergbauernmilch“ oder „Weidemilch“. Was ein Milcherzeuger im Alpenraum oder im großflächigen Norddeutschland leicht hinbekommt, ist für einen fränkischen Betrieb mit kleinbäuerlicher Struktur nur schwer zu realisieren: die Laufstall- oder Weidehaltung der Milchkühe. Für Milch, die ohne Gentechnik erzeugt wurde, zahlt die Molkerei Zott bereits jetzt einen kleinen Zuschlag.

 

Wenn es jedoch auf politischer Ebene zu einem Verbot der Anbindehaltung kommen sollte, so lautete die große Befürchtung an fast allen Tischen, wird sich der Trend zur Aufgabe von Milchbetrieben rasant fortsetzen. Im Zeitraum der vergangenen 12 Jahren hat sich die Zahl der Mitglieder in der Milcherzeugergemeinschaft Nürnberg-West bereits um mehr als die Hälfte reduziert, sagte der Vorsitzende Hechtel. Und jedes Jahr geben derzeit weitere zehn bis 15 Betriebe auf. Meistens mit der Begründung, dass man die ständigen Verschärfungen von allen Seiten nicht mehr mitmachen wolle oder finanziell schultern könne. Derzeit umfasst die MEG Nürnberg-West nur noch 135 Betriebe, von denen jeder durchschnittlich 350 000 kg Milch pro Jahr erzeugt.

 

Nicht gerade stimmungserhellend für alle Anwesenden wirkte außerdem der Hinweis der Vertreterin  aus der Bayern MeG, dass der Butterpreis nach einer zwischenzeitlichen Erholung im letzten Jahr  sich wieder auf Talfahrt befindet und die Iren infolge des nahenden Brexit nun nicht allein mit irischer Butter, sondern zunehmend auch mit Joghurt und anderen Milchmixgetränken auf den deutschen Markt drängen um die Ausfälle auf der britischen Insel zu kompensieren.  Da konnte die Nachricht, dass der Milchpreis sich derzeit auf einem Niveau von knapp 36 Cent je Liter (zuzüglich einem Zuschlag für gentechnikfreie Erzeugung) eingependelt hat, nicht wirklich die strapazierten Nerven der anwesenden Milchbauern beruhigen. 

 

Bild zur Meldung: Mit dem derzeitigen Milchpreis stehen die Milcherzeuger verhältnismäßig gut da. Doch von vielen anderen Seiten braut sich Ungemach zusammen: Gentechnikfrei erzeugte Milch und Ende der Anbindehaltung.