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& Dorfschreiber

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Jahrzehntelang aktiv für ihre Gemeinde

17. 03. 2019

Lebenslinien in Gottes Hand: Margit Bocksrocker als "Stille Heldin" ausgezeichnet

 

 „Eigentlich wollte ich da gar nicht hingehen, zur Ehrung durch unseren Landrat ins Steiner Schloss, denn ich bin kein Mensch für die Öffentlichkeit.“ Genau diese Bescheidenheit von Marga Bocksrocker war sicherlich auch ein Grund gewesen, wieso sie vom Fürther Landrat Matthias Dießl für die Ehrung zur „Stillen Heldin“ ausgewählt worden war.

 

Beim mittlerweile sechsten Ehrenabend des Landrats wurden 50 verdiente Bürgerinnen und Bürger für ihr ehrenamtliches Engagement mit Ehrennadeln in Gold, Silber und Bronze ausgezeichnet. Als besondere Auszeichnungen werden außerdem die Titel „Junger Held“ und „Stiller Held“ vergeben. Nach der Einschätzung des Landrats tragen Ehrenamtliche „mit ihrem Einsatz, mit ihrer Kreativität und ihrer Eigeninitiative zum Fortschritt und Zusammenhalt in unserer Gesellschaft bei“. Deswegen muss Dank manchmal „laut ausgesprochen werden. Und zwar im Namen der Gesellschaft, die ja vom Einsatz all der ehrenamtlich tätigen Menschen profitiert”, so Dießl.

 

Der unermüdliche und jahrzehntelange Einsatz von Marga Bocksrocker zeigt dies ganz augenfällig. Seit ihrer Konfirmation in der Kirche Sankt Wolfgang in dem 2200-Seelen-Dorf westlich von Fürth singt sie bis zum heutigen Tag im Kirchenchor. Sie spricht zwar von „ungefähr 50 Jahren“ Sangesfreude. Wenn man aber bedenkt, dass die „stille Heldin“ heuer bereits 79 Jahre alt wird, müssen es annähernd 65 Jahre sein, dass sie Woche für Woche zur Chorprobe geht.

 

Kaum weniger Jahre sind es denn auch, an denen sie im gesamten Dorf von Haus zu Haus sammeln geht für einen guten Zweck. Früher nannte sich das „Notopfer“ und wurde jeden Monat eingesammelt. Heute ist die fleißige Sammlerin noch zweimal jährlich für das Diakonische Werk unterwegs zu den Leuten. „Inzwischen bin ich die Einzige im Dorf, die das auf sich nimmt und sich nebenbei auch noch die Sorgen und Nöte der Spender und Spenderinnen anhört!“ Da sie die Häuser im Ort und deren Bewohner gut kennt, hat sie – in den Zeiten vor der Möglichkeit des Bankeinzugs - „nebenher“ auch noch ihren Mann Heinrich unterstützt und für ihn die Jahresbeiträge bei den Mitgliedern des Obst- und Gartenbauvereins eingetrieben, als dessen Kassier er drei Jahrzehnte fungierte. Auf diese Weise sind Bocksrocker auch die gesundheitlichen Probleme und die Sorgen um Kinder oder betagte Eltern nicht verborgen geblieben. Ohne dass sie darum gebeten wurde, hat sie vielfach geholfen: als am Wochenende dringend ein Arzt gebraucht wurde oder eine zurückgebliebene Großmutter versorgt werden musste, damit die junge Familie einmal am Wochenende verreisen konnte. Unter der Woche hat sie dann Nachbarskinder an ihren Mittagstisch gebeten, wenn die Mutter berufstätig sein musste.

 

Zusammen mit ihrem Ehemann war sie auch von Anfang an dabei, als die Kirchengemeinde in den 60-er Jahren des letzten Jahrhunderts Kontakte zu evangelischen Christen in Rostock an der Ostsee aufgebaut und jahrzehntelang gepflegt hat. „Wir sind die einzigen, die bis heute durchgehalten haben“, sagen die beiden mit einem Schmunzeln im Gesicht. „Bei diesen zahlreichen Begegnungen haben wir so viel Schönes erlebt und auch Kurioses – ein ganzes Buch könnten wir schreiben!“ Wie es ihnen beispielsweise gelungen ist, einen Abendmahlskelch über die Grenze zu schmuggeln, den sich die Partnergemeinde in der DDR als Geschenk zur Einweihung ihrer neuen Kirche gewünscht hatte. Oder wie sich die Produkte aus der Werbung im „Westfernsehen“ kurz darauf in den Wunschlisten der Partnerfamilien wiedergefunden haben.

 

Für den Kirchenvorstand habe sie sich nie aufstellen lassen („sowas ist mir peinlich“), aber die Versorgung und Bewirtung mit Kaffee, Tee und Kuchen übernimmt sie bereitwillig und gerne seit Jahrzehnten. Etwa 30 Jahre bei den „Seniorennachmittagen“ und in jüngerer Zeit auch beim „Kirchenkaffee“ an besonderen Veranstaltungen oder bei „Stehkaffee“ einmal im Monat nach dem Sonntagsgottesdienst um 10.30 Uhr. Inclusive Vorbereitungen, Abspülen und Aufräumen kommen da jedes Mal einige Stunden Arbeit zusammen. Inzwischen ist sie froh, dass sie zumindest für die Seniorennachmittage „gute Nachfolgerinnen“ für diese Arbeiten gefunden hat. Aufgegeben aus gesundheitlichen Gründen hat die „echte Puschendorferin“ – da hier geboren und aufgewachsen – ihren Dienst im Altenheim der Diakonie-Gemeinschaft am Ort. Auch dort hat sie über mehrere Jahre hochbetagte Menschen am Sonntag bei der Essenseinnahme geholfen und sich ihrer angenommen. „Du musst die Leute lieben, wie sie sind und es gerne machen – sonst bringt das gar nichts“, sagt sie rückblickend. Ungebrochen bleibt ihre Angewohnheit kranke und alleinlebende Menschen im Ort genauso regelmäßig zu besuchen wie Bewohner in Altenheim, die kaum Besuch bekommen. „Das ist schon sehr traurig!“ Vielfach ernte man ein Lächeln und freudige Blicke, wenn man sich den Menschen zuwende. Aber „Erwartungen an Dankbarkeit darf man nicht haben, sonst wird man enttäuscht“.

 

Die Motivation für dieses Engagement „kommt bei mir vom Glauben her“ und auch wie es die Eltern und Großeltern ihr vorgelebt hätten, sagt die „Stille Heldin“ aus Puschendorf.  Außerdem ist es „gut, wenn man etwas macht, denn dabei bleibt das Gehirn gesund!“

 

Bild zur Meldung: Marga Bocksrocker, die "Stille Heldin" aus Puschendorf bei ihrem Einsatz im Kirchenkaffee