Zwei Rivalen von einst arbeiten im Team

11. 12. 2020

Die parteilose Bürgermeisterin von Puschendorf, Erika Hütten, hat ihren Vorgänger Wolfgang Kistner als Honorarkraft zurück uns Rathaus geholt.

Die kleine Gemeinde im Nordosten des Landkreises ist seit vielen Jahren bekannt für außergewöhnliche politische Ereignisse. Zunächst waren das landkreisweit auffallend hohe und häufig auch höchste Wahlbeteiligungen der Bürger bei verschiedenen Wahlen. Gar bayernweit vorne lagen die Puschendorfer vor zehn Jahren in ihrer Zustimmung beim Volksentscheid zum Nichtraucherschutz.

Für bundesweites Aufsehen sorgte im Kommunalwahlkampf 2014 die Tatsache, dass im Ort zwei Mitglieder der CSU gegeneinander um das Amt des Bürgermeisters konkurrierten. Eine besondere Fügung des Schicksals hat nun dazu geführt, dass etwas mehr als eine Wahlperiode später die beiden damaligen Kontrahenten Erika Hütten und Wolfgang Kistner ein Team im Rathaus bilden. Einzigartig in der politischen Landschaft dürfte der Fakt sein, dass der im Mai aus Altersgründen aus einem Amt ausgeschiedene Bürgermeister seiner Nachfolgerin als interimsmäßiger Kämmerer tatkräftig zur Seite steht. Ja, so ist es: Alt-Bürgermeister Wolfgang Kistner unterstützt die Gemeindeverwaltung seit September in einer personellen Notsituation mit Rat und Tat und hat das Büro direkt neben der Bürgermeisterin bezogen.

Ende August waren infolge der Kündigung des Dienststellenleiters und mehreren langfristigen Krankheitsfällen unter den Rathausmitarbeitern mehr als die Hälfte der Planstellen nicht besetzt. Davon waren neben dem Amt des Kämmerers auch die Aufgabenbereiche des Einwohner- und Meldeamts, des Standesamts, des Bauamts, der Friedhofverwaltung und der Kasse betroffen. Lediglich der Büroleiter der neuen – inzwischen parteiunabhängigen - Bürgermeisterin Erika Hütten, der ihr im März bei der Wahl zum Bürgermeisteramt unterlegen war, und eine Halbtageskraft am Empfang mussten die Amtsgeschäfte am Laufen halten.

In dieser höchst brisanten Situation wurde Kistner vermehrt aus dem Rathaus um seinen fachlichen Rat gebeten, den er bereitwillig und gerne gewährte. Da der Alt-Bürgermeister in seiner 18-jährigen Amtszeit sowohl Aufgaben im Bauamt wie die des Kämmerers immer wieder für einige Zeit komplett hatte übernehmen müssen, verfügt er über entsprechende Sachkenntnisse und Erfahrungen. Bereits im September half er auf ehrenamtlicher Basis täglich für einige Stunden in der Verwaltung aus, um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten, wie er sagt.  Und - „um größere Schäden von der Gemeinde abzuwenden“.  

Ein Nachfolger für das Amt des Kämmerers, der Ende September auf eigenen Wunsch ausgeschieden war, konnte erst für den Beginn des neuen Jahres verpflichtet werden. Deswegen hatten die Bürgermeisterin und der Gemeinderat in einer nicht-öffentlichen Sitzung zugestimmt, dass der Pensionist Kistner mit einem Beratervertrag ab Oktober bis zum Ende des Jahres die dringend notwendigen Arbeiten erledigt.  „Ich habe die Hilfe des Alt-Bürgermeisters sehr gerne angenommen“, sagt die Bürgermeisterin. „Es ist toll, wenn man jemand hat, der sich gut auskennt!“ Die Zusammenarbeit laufe „gut und vertrauensvoll“, betont Hütten. Für die Aufgaben im Standesamt hatte sie in der ersten Notlage Hilfe aus dem Langenzenner Rathaus erhalten. Für die Kassenführung konnte relativ kurzfristig eine Teilzeitkraft eingestellt werden.

Kistner unterstützt seine Nachfolgerin und die Verwaltung in allen wichtigen Fragen. Er bearbeitet nach eigenen Aussagen Personalangelegenheiten, Arbeits- und Förderanträge, die Kindergartenfinanzierung und Haushaltsangelegenheiten sowie Bürgeranfragen zu unterschiedlichen Themen, bei denen er einen Wissensvorsprung hat. „Nachdem das Rathaus und unser Dorf mit seinen Einwohnern für mich immer im Vordergrund standen und stehen, habe ich diese verantwortungsvolle Aufgabe übernommen“.  Nach der erfolgreichen Einarbeitung des neuen Kämmerers werde er sich endgültig zurückziehen.

 

Bild zur Meldung: Alt-Bürgermeister Wolfgang Kistner hilft seiner Nachfolgerin Erika Hütten wegen bestehendem Personalnotstand in der Gemeindeverwaltung als Kämmerer aus.