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& Dorfschreiber

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Puschendorf hört zu und schweigt

30. 11. 2021

BÜRGERVERSAMMLUNG - Beim Bericht der Bürgermeisterin gab es einige Zwischenrufe, danach bleiben Fragen aus.

Bei der Bürgerversammlung mit Landrat Matthias Dießl und Bürgermeisterin Erika Hütten blieben im Saalbau Schmotzer nur ganz wenige Sitzplätze unbesetzt. Kaum jemand hatte sich für den Besuch der Versammlung von der Pandemie oder der 3G-Regel abschrecken lassen. Ein großes Informationsbedürfnis wurde damit deutlich. Nachfragen, Anregungen oder Beschwerden aus dem Kreis der Anwesenden gab es hingegen kaum.

Die beste Nachricht für Puschendorf hatte anfangs Landrat Dießl parat. Zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember wird es eine neue Buslinie 121 geben. Diese Linie wird den bisherigen Schulbusverkehr nach Langenzenn ersetzen und darüber hinaus auch allen Bürgern mehrmals am Tag zur Verfügung stehen. Die bisherige Verbindung mit der Regionalbahn und Umstiegshalt in Siegelsdorf wird nun mit der Buslinie direkter und wesentlich schneller. In der Gegenrichtung ist über den Endhaltepunkt Bahnhof Vach die Bahnverbindung nach Erlangen näher gerückt. Durch die Einbindung in den Linienverkehr des VGN, können auch die Puschendorfer Schüler zukünftig den Bus rund um die Uhr nutzen und gegen einen Aufpreis mit dem 365 Euro-Ticket dann den gesamten Verbundraum befahren.  Die Busse werden zukünftig von der Firma Lyst-Reisen aus Unterfranken gestellt, die die europaweite Ausschreibung des Busverkehrs im Landkreis Fürth für sich entscheiden konnte.

 

Die Verschuldung im Landkreis ist seit vielen Jahren deutlich rückläufig, vermeldete Dießl. 2010 betrug die Pro-Kopf-Verschuldung eines Landkreis-Bürgers nach seinen Worten 86,30 Euro. Dieser ist in zehn Jahren auf zuletzt 14,52 Euro im Jahr 2020 zurückgegangen. Wegen den finanziellen Risiken der Pandemie und den notwendigen hohen Investitionen in die Schulen im gesamten Landkreis wird dieser Trend nicht weiter anhalten. Für ein viertes Gymnasium, für dessen Bau sich der Kreistag entschieden hat, werden allein Kosten von 50 – 60 Millionen Euro veranschlagt. Sollte der Freistaat Bayern dem Antrag zustimmen werden die Planungen für ein dreizügiges Gymnasium für etwa 700 Schüler und eine angeschlossene Dreifach-Turnhalle zügig weiterbetrieben.

 

Mit konkreten Zahlen hielt sich Bürgermeisterin Hütten auf ihrer allerersten Bürgerversammlung während ihres 75-minütigen Vortrags dagegen zurück. Punkt für Punkt stellte sie das Erreichte in den letzten eineinhalb Jahren vor. Für die umfangreichen Bauarbeiten im Zuge des Glasfaserausbaus und der Kanalsanierung in der Neustädter Straße erhielten die beteiligten Firmen Anerkennung. Den Bürgern und Bürgerinnen zollte Hütten einerseits Lob für die gezeigte Geduld. Darüber hinaus bat sie für die letzten Wochen bis Weihnachten um weitere Rücksichtnahme, damit die Straßenbauarbeiten termingemäß abgeschlossen werden können. Gelegentliche Zwischenrufe machten deutlich, dass die Anwohner den Lärm und die Geschwindigkeit der durchfahrenden Autos in der Umgehungsstraße etwas anders einschätzen als die Bürgermeisterin.

 

Genaue Zahlen zum Umbau und Ausbau der Neustädter Straße nannte Hütten nicht. Erst in dem kurz danach erschienenen Mitteilungsblatt wurde der Mehraufwand von 90 000 Euro genannt, der für das kurze Verbindungsstück im Kanalverlauf von der Neustädter Straße zur Dorfstraße zusätzlich notwendig geworden ist. Für dieses Teilstück muss der Durchmesser des bestehenden Kanalrohrs vergrößert werden, damit der Abfluss hinab zur Kläranlage ungestört erfolgen kann.

 

Unverständnis von Seiten einiger Bürger wurde deutlich, als die Bürgermeisterin verkündete, dass die für die neue Buslinie 121 notwendigen beiden neuen Haltestellen barrierefrei ausgebaut werden müssen, aber erst in ein oder zwei Jahren eingebaut werden können. Mit etwas Weitsicht, so lautete der Vorwurf, hätte man den Ausbau der Bushaltestellen doch bereits jetzt im Zuge des Straßenneubaus bewerkstelligen können. Da verwies Hütten auf den umfangreichen Planungs- und Genehmigungs-Zeitrahmen, der dies unmöglich mache.

 

Zu der völlig neuen Webseite der Gemeinde hat sich erst kürzlich ein Online-Marktplatz dazu gesellt, berichtete Hütten voller Stolz. „Hier kann jeder und jede im Ort kostenfrei inserieren und Kontakt zu anderen Bürgern aufnehmen“, sagte sie und forderte auf, davon regen Gebrauch zu machen. Als drängendsten Punkt für die Zukunft nannte die Bürgermeisterin weitere Kanalsanierungen im gesamten Ort. „Dies wird sehr kostspielig“, sagte sie. Aber im Gemeinderat wisse man „um die Brisanz dieses Themas“. In der Konsequenz müsse man daher in den kommenden Jahren mit steigenden Gebühren für das Abwasser rechnen.

 

Nach dem Bericht der Bürgermeisterin blieb es merkwürdig ruhig in der Runde. Lediglich zwei Anfragen kamen aus der Zuhörerschaft. Neben einer Problemschilderung bei der Telekommunikation vermisste eine Zuhörerin seit dem Amtsantritt der neuen Bürgermeisterin im gemeindlichen Mitteilungsblatt die zuvor gewohnten Informationen aus dem Gemeinderat. Hier verwies Hütten auf die Möglichkeit, die Gemeinderatsprotokolle auf der Gemeindewebseite komplett einsehen zu können.

 

Die im Vergleich zu früheren Bürgerversammlungen sehr zahlreich erschienenen Gemeinderäte aus allen Fraktionen schauten sich danach fragend an. Waren sie doch in erster Linie gekommen, um einmal die „Meinung des Volkes“ zu vernehmen. Absolut keine öffentliche Rückmeldung gab es zu den zugenommenen Streitigkeiten und den Kampfabstimmungen innerhalb des Gemeindeparlaments in den vergangenen Monaten. Also doch „alles in Butter“ in Puschendorf?  

 

Bild zur Meldung: Der Um- und Ausbau der Neustädter Straße war eines der Themen, die in diesem Jahr die Gemüter der Puschendorfer bewegten.