Fünf wertvolle Minuten später

08. 06. 2022

Fahrplanänderung - Die Linie der S 6 fährt in Puschendorf demnächst um 9 Uhr ab: Nutzer der Mobicard profitieren.

Ganz aufmerksame Bahnfahrer hatten es bereits auf den neu am Bahnhof aufgehängten Fahrplänen der Deutschen Bundesbahn entdeckt, was Bürgermeisterin Erika Hütten am Rande der jüngsten Gemeinderatssitzung bestätigte: Ab dem 11. Juni fährt die Linie S 6 am Morgen wieder pünktlich um 9.00 Uhr ab. Die Vorverlegung der Abfahrtszeit auf zuletzt (seit Dezember 2021) 8:55 Uhr durch die DB hatte seit vielen Jahren für reichlich Ärger unter den Zugreisenden und Gesprächsstoff im Rathaus und im gesamten Ort gesorgt.

Was zunächst nach einer Lappalie aussieht, hat gerade für Nutzer einer Mobicard mit Ausschlusszeit oder eines Bayern-Tickets weitreichende Konsequenzen. Diese Fahrkarten dürfen vor 9 Uhr nicht benutzt werden, so steht es in den Tarifbestimmungen. Wer es trotzdem macht, tritt formal die Reise ohne gültigen Fahrschein an und muss entsprechende Strafen fürchten. Wem die Benutzung als „Schwarzfahrer“ bis Siegelsdorf zu riskant oder als einfach unstatthaft erscheint, der musste in den letzten Monaten entweder einen Aufpreis zahlen oder schlichtweg eine Stunde warten. Denn die Züge in Puschendorf halten nur einmal in der Stunde. Daran hat sich seit der Umbenennung der Linie von Regionalbahn auf S-Bahn im Dezember 2021 nichts geändert.

Eine denkbare Anreise mit dem eigenen Auto bis zum Bahnhof in Siegelsdorf bewerten die meisten Bahnfahrer angesichts der derzeitigen gesamtgesellschaftlichen Aufgabe den Individualverkehr zugunsten des Klimas einzuschränken als „kontraproduktiv“ und „unsinnig“. Das hatte eine Umfrage im Dezember 2019 ergeben, als das gleiche Szenario anlässlich der Fahrplanumstellung drohte (die FN berichteten darüber). Auf Intervention des damaligen Bürgermeister Wolfgang Kistner hatte die DB diese Fahrplanumstellung wieder rückgängig gemacht. Weil die Abfahrtszeit im vergangenen Dezember nicht wie zwei Jahre zuvor um zwei Minuten, sondern sogar um fünf Minuten auf 8.55 Uhr vorverlegt wurde, war der Protest von Bürgermeisterin Hütten zunächst nicht erfolgreich gewesen. Kurioserweise führt die frühere Abfahrtszeit vom Bahnhof Puschendorf nicht dazu, dass man im Bahnhof Fürth entsprechend früher ankommt. Im Gegenteil: Die Fahrzeit verzögert sich im aktuellen Fahrplan um vier bis sechs Minuten gegenüber den anderen Zugverbindungen während des Tagesverlaufs. Als Begründung hatte Hütten im Dezember die Auskunft erhalten, der Zug aus Puschendorf müsse wegen einer fest eingeplanten Zugüberholung am Bahnhof Siegelsdorf eine mehrminütige Pause einlegen und brauche deswegen 18 statt 12 Minuten Fahrzeit. Auf der Bahnstrecke Neustadt/Aisch bis Nürnberg gibt es  laut Bahnauskunft nur wenige Haltepunkte, bei denen solche Überholungen möglich sind.

Richtige Euphorie angesichts der erfolgreichen Fahrplanänderung im Sinne der Puschendorfer Zugreisenden mochte bei der Rathauschefin jetzt nicht aufkommen. Die erreichte Lösung sei möglicherweise „nur ein kleiner Aufschub“ bis zum nächsten Fahrplanwechsel im Dezember, sagte Hütten. Solange der Zugverkehr in diesem Bereich wegen des hohen Verkehrsaufkommens so dicht getaktet sein muss, könne dies jederzeit wieder durch die Fahrplanstrategen der DB verändert werden. 

 

Bild zur Meldung: Eine spätere Abfahrt, die in Puschendorf Nutzer der Mobicard begrüßen steht an: Die S 6 fährtab 11. Juni wieder um 9 Uhr ab.