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& Dorfschreiber

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Jüdisches Leben in Langenzenn

14. 05. 2022

Stadtführung: Der Heimatverein forschte zu der kleinen Gemeinde, deren Geschichte 1922 endete. Warum, das ist unklar.

Auf den Spuren jüdischen Lebens in der Stadt an der Zenn machten sich 20 Teilnehmende auf Einladung des Heimatvereins. „Letztes Jahr wurden in Deutschland das Jubiläum von 1700 Jahren jüdischen Lebens gefeiert“, sagte Gudrun Nasa eingangs des kleinen Stadtrundgangs.

Dieses runde Jubiläum hatte die Vorsitzende des Heimatvereins zum Anlass genommen, auch in Langenzenn über Geschichte der Juden Nachforschungen zu betreiben. Langenzenn beherbergte fast vier Jahrhunderte eine kleine jüdische Gemeinde innerhalb der Stadtmauern. 1535 war erstmals ein Jude namens „Samuel Jud“ urkundlich erwähnt worden. 1922 verließen die letzten beiden Jüdinnen den Ort „in Richtung Darmstadt“.

Die Höchstzahl von 63 Bewohnern jüdischen Glaubens wurden nach den vorliegenden Aufzeichnungen im Jahr 1796 gezählt. Die Juden hatten über die Jahre gesehen nie einen größeren Anteil als fünf Prozent der Gesamtbevölkerung, hatten die Nachforschungen des Heimatvereins ergeben. Im Vergleich zu Fürth, wo sich zeitweise jeder vierte Bewohner zum jüdischen Glauben bekannte, war die jüdische Gemeinde in Langenzenn sehr klein. Man hatte weder einen eigenen Rabbiner noch eine Möglichkeit, im Ort die Verstorbenen zu bestatten. Weil die Gemeinde dem „Rabbinat zu Fürth“ angehörte, kamen von dort die Rabbiner und wurden auch dort im jüdischen Friedhof die Toten begraben. Und eben nicht im nahen Wilhermsdorf, das über eine viel größere und lebendigere Gemeinschaft von Juden verfügte, sagte Nasa.

Die Langenzenner Juden wohnten überwiegend in einfachen Fachwerkhäusern in der „Hinteren Gass“, mitunter auch „Judengass“ genannt, die heute als Rosenstraße bekannt ist. In dieser Straße mit der Hausnummer 8 befand sich die jüdische Schule mit einem Gebetsraum und vermutlich auch einer Mikwe, dem rituellen Bad der Juden. Im Innenhof dieses Anwesens sieht man noch heute einen zugemauerten kleinen Torbogen aus Sandstein, mit der eingravierten Jahreszahl 1897, welche auf das Jahr einer erfolgten Renovierung hindeuten könnte. Dies muss - oder könnte – der frühere Eingang zur Mikwe gewesen sein, befand Nasa. Der notwendige unterirdische Zufluss „lebendigen Wassers“ war mit einem der zahlreichen Quellzuflüsse zur Zenn hinunter gegeben. Um das Jahr 1902 herum, als in Langenzenn vermutlich die vorgeschriebene Anzahl „von 10 Männern über 13 Jahren“ für einen ordentlichen Gebetsraum nicht mehr erreicht werden konnte, wurde die Synagoge geschlossen. 1920 wurde das Haus nachweislich verkauft.

Zwei Jahre später endete mit dem Wegzug von Lina und Marie Thalheimer, den sogenannten „Thalheimer Madli“, die jüdische Kultur im Ort. Als bislang weitgehend unbekannt gelten die Gründe für das Ende des Judentums in Langenzenn. Möglicherweise lohne es sich, da weiter nachzubohren, sagte die Vereinsvorsitzende. Die beiden Nachkommen des bedeutendsten und angesehensten jüdischen Mitbürgers, Chaim (später Hermann genannt) Thalheimer, hatten zuletzt in dem Haus am Prinzregentenplatz gewohnt, das heute die Filiale einer Genossenschaftsbank beherbergt. Die wichtigsten Lebensdaten von Chaim Thalheimer, der direkt gegenüber dem Rathaus in erster Reihe gewohnt hatte, weiß man von Inschriften auf seinem Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in Fürth.

Einige Häuser weiter vor der ältesten Bäckerei Langenzenns, Bäcker Körber in der Friedrich-Ebert-Straße, benannte Nasa die wichtigsten Essensvorschriften im Judentum. Das für die Feier des jüdischen Pessachfestes unverzichtbare ungesäuerte Brot, das „Matzenbrot“, wurde über viele Jahre regelkonform und zuverlässig von Bäcker Körber hergestellt. Das Pessachfest erinnert die Juden in aller Welt seit Jahrtausenden an den Auszug Israels aus der ägyptischen Gefangenschaft und unterliegt mehreren festgelegten Regeln und Abläufen.

Mit dem Verteilen von jüdischem Zitronenkuchen, hergestellt nach dem Originalrezept aus dem jüdischen Museum Fürth, endete der Rundgang lebendig und kommunikativ.

 

Bild zur Meldung: Gudrun Nasa, Vorsitzende des heimatvereins (links) verteilte am Ende ihrer Stadtführung jüdischen Zitronenkuchen.