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& Dorfschreiber

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Einziger Bäcker am Ort schließt

19. 12. 2022

GESCHÄFTSAUFGABE - Familie Jakob sperrt die Backstube für immer zu. Sie versorgte in vierter Generation die Puschendorfer.

„Ich habe es bis heute nicht bereut, ins Bäckerhandwerk eingestiegen zu sein“, sagt Helmut Jakob. Aber zum Jahresende wird der Familienbetrieb vom „Bäcker Jakob“ nach 152 Jahren seine Türen schließen und der Backofen kalt bleiben. Die Verkaufsstellen in Puschendorf, Langenzenn und Siegelsdorf werden nicht mehr weitergeführt.

Der gelernte „Detailkonstrukteur Maschinenbau“ hat als junger Mann 1979 „der Liebe wegen“, wie er sagt, die Branche gewechselt, sich zum Bäcker ausbilden lassen und ist nach Puschendorf gezogen. Im Jahr 1870 hatte der Urgroßvater seiner Ehefrau Doris, Johann Georg Jakob, begonnen, für die Puschendorfer Brot zu backen und diese Tradition später an seinen Sohn Georg weitergegeben. Jener wiederum hat sein Wissen und die Backrezepturen an seinen erstgeborenen Sohn Johann weitergereicht, nach denen auch heute noch gebacken wird. Dessen Tochter Doris, die ebenfalls ausgebildete Bäckerin ist, hat 1992 gemeinsam mit Ehemann Helmut den Betrieb vom Vater übernommen und stetig ausgebaut. Bis zu 27 Mitarbeiter hatte die Bäckerei Jakob zu ihren besten Zeiten.

„Wir fühlen uns der Tradition unserer Vorfahren verpflichtet und backen bis heute viele Produkte nach deren Originalrezepten mit Mehl, Wasser und täglich frisch zubereitetem Sauerteig“, sagen Helmut und Doris nicht ohne Stolz. In ihrer Bäckerei werden keine pasteurisierten Flüssigeiprodukte verwendet, dort werden die Eier täglich frisch aufgeschlagen. 800 – 1000 Eier pro Woche kommen da schnell zusammen. Die Küchle und Krapfen werden nach Großvaters Rezept mit echter Milch und nicht mit Wasser und Milchpulver zubereitet. Die Semmeln kommen hier nicht von der Backstraße, sondern werden täglich per Hand einzeln geformt.

Wenn man täglich seit mehr als 40 Jahren ab Mitternacht in der Backstube steht und bis zu 500 Semmeln mit Kraft und Armrotation durch eine Handform presst, hat das auf nachvollziehbarer Weise Auswirkungen auf Knochen und Gelenke. So sind es, neben dem erreichten Lebensalter von mittlerweile 64 Jahren, vor allem die gesundheitlichen Einschränkungen, die den Entschluss zur Geschäftsaufgabe reifen ließen.

Sohn Peter arbeitet bereits seit vielen Jahren im Betrieb mit. Aber der Ausfall der Schaffenskraft und des immensen Arbeitsaufwands von Helmut und Doris ist personell weder innerhalb der Familie noch mit externen Kräften aufzufangen. Zu dieser Einsicht ist man nach reiflicher Überlegung gemeinsam gekommen. Eine wöchentliche Arbeitszeit von „60 Stunden und mehr“ bei jedem der beiden ist in der jetzigen Zeit schwer reproduzierbar, glauben sie.

Die Übernahme durch einen der größeren Backbetriebe in der Region scheiterte meist an der zu geringen Produktionsmenge in der Puschendorfer Backstube.  Neben den horrend gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten ist auch das über die Jahre veränderte Konsumverhalten der Verbraucher ein weiterer Grund für die Aufgabe. Frühere Generationen hatten kein Problem damit, zweimal beim Bäcker anzustehen, sagt Jakob, nämlich früh morgens für die „Semmerli und dem Plundergebäck“ und erst nach 11 Uhr für das frische gebackene Brot. Doch heute wird von den allermeisten Kunden bereits am frühen Morgen das komplette Vollsortiment an der Bäckertheke erwartet.

Helmut und Doris garantieren, dass bis Weihnachten das traditionelle Bauernbrot, „Opas Roggenbrot“, die unverwechselbaren „Jakobsbrezen“, das beliebte Dinkelbaguette und die Pfefferstangen, die es nirgends sonst gibt, zum Verkauf vorrätig sind. Und selbstverständlich auch die „Puschendorfer Elisenlebkuchen“, die wegen ihrer handwerklichen Qualität bei den Kunden sehr beliebt sind. „Jeder Lebkuchen wird bei uns viermal in die Hand genommen, bevor er in den Verkauf kommt“, verspricht Bäcker Jakob für sein Premium-Produkt, das er schon länger in viele Orte innerhalb und außerhalb Deutschlands verschickt.

„Die Schließung der Bäckerei Jakob bedeutet für unsere Gemeinde eine große Lücke im Versorgungsangebot“, sagt Bürgermeisterin Erika Hütten mit großem Bedauern. Man bemühe sich sehr, dass die Verkaufstheke im örtlichen Discounter bald wieder von einem Bäcker beliefert werden kann. Die letztliche Entscheidung darüber sei jedoch rein privatwirtschaftlicher Natur und bleibe dem Vermieter vorbehalten.

 

Bild zur Meldung: Helmut und Doris Jakob beenden nach 152 Jahren die Tradition der Bäckerei Jakob in Puschendorf und gehen gemeinsam in Ruhestand. Die Tür der Backstube, in der sie stehen, bleibt dann für immer verschlossen.