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Er ist da, wo Menschen glauben

04. 08. 2024

Herzogenauracher Wallfahrt nach Dettelbach

 

HERZOGENAURACH/ DETTELBACH – „Eine riesige Radwallfahrer-Truppe mit vielen neuen Gesichtern. Das ist echt super!“ Da kommt sogar ein „altgedienter“ Wallfahrer, der schon mehrmals im eher kleinen Kreis von Radfahrern die etwa 80 Kilometer lange Fahrstrecke von Herzogenaurach nach Dettelbach zurückgelegt hat, ins Schwärmen. 

 

Seit 1738 machen sich die Katholiken aus Herzogenaurach zu Fuß, mit dem Rad oder dem Reisebus gemeinsam auf in den Wallfahrtsort direkt am Main zur „Maria im Sand“. War man anfänglich noch aus „Not wegen leidiger Ungewitter“ viele Jahre lang unterwegs, hat sich die Zielsetzung inzwischen gewandelt. „Wir sind davon überzeugt, dass ein christlicher Lebenswandel, Respekt vor dem anderen und Gottes Natur unserem Leben Sinn gibt“. So beschreibt Wallfahrtsleiter Thomas Kotzer die Motivation vieler Wallfahrenden. 

 

Die anstrengendste Version mit insgesamt 85 Kilometern Fußmarsch an zwei Tagen bewältigen die Fußwallfahrer. Am Freitagmorgen um 4 Uhr geht es traditionell bereits los, damit man bis zum Abend über Höchstadt und Schlüsselfeld gehend das Nachtquartier in Geiselwind erreicht. In diesem Jahr machten die hochsommerlichen Temperaturen das Gehen auf vielen asphaltierten Wegen „besonders anstrengend“ sagen Marianne Lohmaier und Barbara Steiner. Doch das gemeinsame Beten und Singen auf dem Weg erleichtern das stundenlange Gehen merklich, sagen die beiden. Das begleitende Verpflegungsfahrzeug sei gerade bei diesen äußeren Verhältnissen „einfach Gold wert“, weil es alle Wallfahrenden zuverlässig mit kühlen Getränken und frischem Obst versorgt.

 
Pfarrer Michael Pflaum beschreibt den Sinn einer Wallfahrt mit den Worten: „Unseren Alltag unterbrechen, lange Wege gehen, über uns selbst nachdenken und für andere beten.“ Da sei in erster Linie Geduld gefragt, sagt Pflaum im Festgottesdienst am Sonntag in der gefüllten Wallfahrtskirche. Geduld sei eine Eigenschaft, die in der modernen Welt durch die Eile vertrieben wurde und deutlich an Bedeutung verloren habe. Geduld, so Pflaum, „ist eine Tochter der Hoffnung und ernährt die Zaghaften“. Gerade auf einer Wallfahrt könne man „Geduld mit sich selbst und Geduld mit seinen eigenen Grenzen“ wieder einüben. 

 

Der Stadtpfarrer von Herzogenaurach und Dekan des Dekanats Erlangen ist ein wenig stolz, dass die Herzogenauracher Wallfahrt zu den größten Wallfahrten in Dettelbach zählt. „Das ist ein schönes Signal“, sagt er. Mit 43 Fußwallfahrenden zeigt sich nach der Corona-Krise ein deutliches Teilnehmerplus. Bei den Radwallfahrenden ist der Zuwachs noch viel deutlicher. Vor zwei Jahren umfasste die Gruppe der Radwallfahrer 15 Begeisterte, die auf insgesamt 80 Kilometern unterwegs waren von Herzogenaurach über Scheinfeld, Iphofen und Kitzingen. Im vergangenen Jahr waren es bereits 25 und heuer gar 35 Wallfahrende auf dem Fahrrad, berichtet Pastoralreferent Thomas Matzik. 

 

Die Fahrradwallfahrt war vor etwa 25 Jahren als zusätzliches Angebot für die Firmlinge neben der traditionellen Fußwallfahrt geschaffen worden. Den jungen Christen sollte es auf diese Weise ermöglicht werden, ohne den anstrengenden Fußmarsch über 85 Kilometer an der Wallfahrt der Pfarrgemeinden teilzunehmen. In den ersten Jahren wurde noch eine größere Teilstrecke mit dem Zug zurückgelegt, um die Belastung möglichst gering zu halten. Seitdem die Deutsche Bahn jedoch den Service für Gruppenreisende deutlich zurückgefahren hat, fahren die Radwallfahrer die gesamte Strecke mit dem Rad. 

 

Auch die ehemals kombinierte Fuß- und Zugwallfahrt vertraut inzwischen lieber auf den Transport durch ein Busunternehmen. Früher, also vor etwa 40 Jahren, so erzählen Erika Steininger und Ursula Welker ganz begeistert, habe man sich gefreut auf solch‘ eine Wallfahrt, „weil es das einzige Mal war, dass man fort gekommen ist von Zuhause“. Damals hat die Deutsche Bahn es sogar ermöglicht, dass der Schnellzug aus Würzburg kommend extra für die Wallfahrer aus Herzogenaurach einen außerplanmäßigen Halt in Puschendorf eingelegt hat, berichten sie. Doch einmal, sei der Zug einfach weitergefahren bis Siegelsdorf. „Da mussten wir alle umdisponieren und hatten einen weiteren Fußweg zurück nach Herzogenaurach!“ Früher war „alles strenger beim Beten und Singen“. Aber dafür habe die begleitende Blaskapelle am Samstagabend sogar zum Tanz aufgespielt. 

 

Die sieben Firmlinge, die in diesem Jahr erstmals mit ihrem Fahrrad bei der Wallfahrt dabei sind, stoßen ins gleiche Horn. „Es sind nette Leute dabei“ und alles sei „sehr schön“ sagen Franka Böhme und Antonia Süß stellvertretend. Für Mutter Christine Böhme ist es „sehr ergreifend“, wenn die drei unterschiedlichen Wallfahrergruppen am Samstagnachmittag gemeinsam unter lautem Glockengeläut in die Wallfahrtskirche einziehen.

 

 „Auch wenn die Lebenssituationen und die persönlichen Glaubenssätze unterschiedlich sind, verbindet uns doch der Glaube an Gott“, resümiert Pastoralreferent Matzik zum Ende die Wallfahrt. „Du bist, da, wo Menschen glauben. Du bist da, wo Glaube ist!“

 

Bild zur Meldung: Die Kreuz- und Fahnenträger gehen auf der traditionellen Wallfahrt nach Dettelbach immer vorneweg.

Fotoserien


Wallfahrt nach Dettelbach (30. 06. 2024)

Seit 1738 gehen die Herzogenauracher Katholiken auf Wallfahrt nach Dettelbach am Main - heuer bereits in der 286. Auflage. 43 Wallfahrer bewältigten die 85 km lange Strecke in zwei Tagen zu Fuß, 35 Radfahrerinnen und 18 Fuß- und Buswallfahrer kamen am Samstagmittag noch hinzu. Am Sonntag zum Festgottesdienst war die Kirche gut gefüllt.

Urheberrecht:
Alle Fotos Ralf Jakob. Fotos dürfen ausschließlich für den privaten Gebrauch genutzt werden. Eine Veröffentlichung - auch in sozialen Medien - bedarf der Genehmigung durch den Autor.