Gewaltmarsch in zwei Tagen
PILGERN - Eine der ältesten Wallfahrten Bayerns: Zum 286. Mal nach Dettelbach pilgern.
HERZOGENAURACH – Pilgern und Wallfahren erleben seit einiger Zeit einen Boom. Neben den ungezählten Pilgern auf den verschiedenen Jakobswegen in Richtung des spanischen Santiago de Compostela pilgern viele Christen auf dem neu geschaffenen „Fränkischen Marienweg“ durch die drei fränkischen Regierungsbezirke. Oder neuerdings auf dem „Lutherweg“, der die Wegstrecken markiert, die der Reformator einst von Wittenberg aus zurückgelegt hat.
Auf eine sehr lange Wallfahrts-Tradition hingegen können die Katholiken aus Herzogenaurach zurückblicken. In diesem Jahr lädt die Pfarrgemeinde vom 28. – 30. Juni zur mittlerweile 286. Wallfahrt zur Kirche „Maria im Sand“ im unterfränkischen Dettelbach am Main ein. Bereits seit 1738 streben die Wallfahrer diesen bekannten Wallfahrtsort an. War man anfänglich noch aus „Not wegen leidiger Ungewitter viele Jahre lang“ unterwegs, hat sich die Zielsetzung inzwischen gewandelt. „Wir sind davon überzeugt, dass ein christlicher Lebenswandel, Respekt vor dem anderen und Gottes Natur unserem Leben Sinn gibt“. So beschreibt Wallfahrtsleiter Thomas Kotzer die Motivation vieler Wallfahrenden.
Die anstrengendste Version mit insgesamt 85 Kilometern Fußmarsch an zwei Tagen bewältigen die Fußwallfahrer. Am Freitagmorgen um 4 Uhr geht es bereits los, damit man bis zum Abend über Höchstadt und Schlüsselfeld gehend das Nachtquartier in Geiselwind erreicht. Neben Personen, die die Wegstrecke als sportliche Herausforderung sehen, gibt es hier viele, die das gemeinsame Beten und Singen auf dem Weg durch die schöne Natur überaus schätzen.
„Unser Erfolg beruht darauf, dass es uns immer wieder gelungen ist, junge Menschen für die Wallfahrtsbewegung zu gewinnen“, sagt Helmut Fischer, der 1988 zusammen mit anderen Gleichgesinnten die Fußwallfahrt neu belebt hat.
Wer es nicht ganz so anspruchsvoll möchte, entscheidet sich für die kombinierte Fuß- und Buswallfahrt oder die Radwallfahrt am Samstag und Sonntag. Erstere legen die Wegstrecke von Herzogenaurach nach Puschendorf sowie von Mainstockheim nach Dettelbach zu Fuß zurück. Alles andere per Bus.
Die Radwallfahrer erreichen ihr Ziel in etwa sechs Stunden über Scheinfeld, Iphofen und Kitzingen. Am Samstag gegen 14 Uhr ziehen diese drei Gruppen gemeinsam bei Glockengeläut in die Wallfahrtskirche ein. Zum Festgottesdienst am Sonntagmorgen reisen nochmals viele Gläubige per Bus oder im eigenen Auto an. Die Kirche wird dann wieder prall gefüllt sein. Jedes Jahr ist auch Bürgermeister German Hacker dabei, für den „es einfach dazu gehört, hier dabei zu sein!“
Wer sich den Wallfahrerinnen und Wallfahrern noch spontan anschließen oder das Ganze mal ausprobieren möchte, kann sich bei der Wallfahrtsleitung unter der Mailadresse oder unter 09132-9474 informieren und anmelden.
Bild zur Meldung: Vom 28. - 30. Juni gehen die Herzogenauracher Katholiken wieder auf große Wallfahrt über 85 Kilometer nach dettelbach - heuer bereits zum 286. Mal.