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& Dorfschreiber

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Unterwegs auf den Spuren des Reformators

19. 02. 2023

Winterlicher Startschuss für den neuen Lutherweg zwischen Nürnberg und Schwabach

Nürnberg/Schwabach. „Mit dieser Premieren-Wanderung möchten wir den Startschuss geben für den fränkischen Lutherweg ab Nürnberg bis südlich von Schwabach“, sagte der Nürnberger Stadtdekan Jürgen Körnlein zum morgendlichen Start am S-Bahnhof Nürnberg-Eibach. Ein gutes Dutzend weiterer Pilger und Pilgerinnen wollten an diesem trüben und kalten Wintermorgen mit dabei sein auf dem neu gestalteten Lutherweg bis nach Schwabach.

Michael Kummer, Pilgerbeauftragter des Dekanats Schwabach und Mitglied im Präsidium der Lutherweg-Gesellschaft, ging zielsicher voran und sorgte auf der etwa 15 Kilometer langen Wegstrecke auch für die geistigen Impulse. Da gab es die Aufgabe, einmal 15 Minuten lang den Weg schweigend zurückzulegen und dabei auf die Geräusche von außen und die Stimmen von innen zu lauschen. Oder sich mit einem Partner über die Pläne und Vorsätze für das gerade begonnene Jahr auszutauschen.

Seit 2008 werden in mehreren Bundesländern, in erster Linie Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen, die Voraussetzungen geschaffen, sich auf den Spuren der Reformation wandernd und pilgernd fortzubewegen. Auf bislang etwa 2500 Kilometern bietet sich die Möglichkeit, den Lebensweg Martin Luthers mit seinen verschiedenen Wirkungsstätten zu erkunden und nachzuspüren: Von Luthers Kindheit in Mansfeld über das Augustinerkloster in Erfurt bis hin zu seiner letzten Ruhestätte in der Schlosskirche zu Wittenberg. Überall, erzählt der ausgebildete Pilgerbegleiter Kummer, wird versucht, den Lutherweg als Gemeinschaftsprojekt von den auf dem Weg liegenden evangelischen Kirchen, den Tourismusverbänden, den Kommunen, den Landkreisen, interessierten Bildungseinrichtungen und weiteren Trägern zu etablieren. Ziel der Luther-Gesellschaft ist die Vernetzung aller Stationen und Aktivitäten an den verschiedenen Lutherwegen, aber auch die Qualitätssicherung sowie die Erstellung von Bildungsangeboten und Informationsmaterialien. Man habe sich auf ein einheitliches Logo bei den Wegmarkierungen und auf einen gemeinsamen Pilgerpass geeinigt, berichtet der pensionierte Berufssoldat aus seinen Erfahrungen als Präsidiumsmitglied.

Bis vor kurzem gab es nur eine kleine Wegstrecke ganz im Norden Bayerns zwischen Bad Rodach, Coburg und Rödental, die an das Wirken des großen Reformators erinnert. Dabei ist die Idee eines weitergehenden Lutherwegs durch Franken nicht aus der Luft gegriffen, sondern ganz naheliegend. "Es ist davon auszugehen, dass Martin Luther auf dem Weg nach Rom im Jahr 1510 und nach Augsburg im Jahr 1518 von Nürnberg kommend auch durch Schwabach und den heutigen Landkreis Roth gekommen ist", sagt Michael Kummer voller Überzeugung. Natürlich kenne man die genaue Wegstrecke Martin Luthers nicht. Wohl aber, dass er zu Fuß, mit dem Pferd oder in einer Kutsche, von Luther etwas verniedlichend „Rollwägelchen“ benannt, gereist sei. Zur damaligen Zeit habe man sicherlich die üblichen Handelswege benutzt, die heute nahezu alle zu Hauptverkehrsadern ausgebaut sind.

Ein Abschreiten heutiger Hauptstraßen ist aber für entspanntes Pilgern rein gar nicht geeignet. Deswegen wurde überall versucht, etwas abseits der Verkehrsströme auf schon bestehende Wanderwege zurückzugreifen und diese mitzubenutzen. Der Weg von Nürnberg nach Schwabach führt deshalb nicht an der Bundestraße entlang, sondern möglichst lange durch die wunderschöne Landschaft der Rednitzauen, die gerade jetzt im Winter eine eigene Faszination ausübt.

Lutherwegmarkierung

Jenseits der Grenze zum Dekanat Schwabach trifft die Pilgergruppe dann endlich auf die ersten Wegmarkierungen des ausgeschilderten Lutherwegs – ein grünes stilisiertes „L“ auf weißem Grund mit grüner Umrahmung. Auf Schwabacher Gebiet sind alle Wegmarkierungen bereits gesetzt, bzw. geklebt, wie Kummer fachmännisch ausführt. Nägel und Schrauben sind für Wegmarkierungen nicht mehr zeitgemäß. Für eine Wegstrecke von 13 Kilometern verursache die Beschilderung reine Materialkosten von 300 – 400 Euro, weiß er aus eigener Erfahrung. Diese werden zumeist von staatlicher Seite, also den Kommunen oder Landkreisen übernommen. Die Wegstrecke von Nürnberg kommend steht ebenso noch zur Markierung an, wie die Weiterführung südlich von Schwabach. Dort soll der Lutherweg auf zwei Routen bis nach Spalt führen. Die westliche Route führt auf dem bereits markierten Jakobsweg über Kammerstein und Abenberg, die östliche entlang des historischen Handelsweges über Rednitzhembach und Roth. In Spalt, Geburtsort von Georg Burkhardt, der sich später Spalatin nannte und ein Weggefährte Martin Luthers war, kommen beide Wege dann zusammen. Grund für diese zweigeteilte Wegführung ist hier eine weitere Zielsetzung des Lutherweg-Konzepts, auch den Auswirkungen der Reformation nachzuspüren. Denn in Kammerstein haben sich einst Exulanten aus Österreich niedergelassen, die in ihrer Heimat ihr Bekenntnis zu Luthers Lehren nicht ausleben durften und daher nach Franken ausgewandert sind.

Für die weitere Wegstrecke durchs „Schwäbische“ bis nach Augsburg habe man sich das Jahr 2030 als Ziel vorgenommen. In besagtem Jahr jährt sich bekanntlich die „Confessio Augustana“, das Augsburger Bekenntnis, zum 500. Mal. Ob und wie es dann mit dem Lutherweg weitergeht, sind sich die Verantwortlichen noch im Unklaren. Als ziemlich gesichert sehen die Forscher die Erkenntnis, dass Luther auf seinem Weg nach Rom nicht den Weg über München, Tirol und den Brenner benutzt, sondern den – aus heutiger Sicht – deutlichen Umweg über den Bodensee und die Schweiz genommen hat.

 Die gesamte Wegstrecke von Nürnberg, St. Jakob, bis nach Schwabach soll noch bis zum Kirchentag im Juni fertig ausgeschildert sein. Dafür hat sich der Dekanatsausschuss in Nürnberg schon im vergangenen Herbst ausgesprochen, berichtet Dekan Körnlein. Denn beim Kirchentag soll am Abend der Begegnungen auch der Lutherweg Bayern mit einem eigenen Stand vertreten sein und für diese fränkische Pilgerstrecke werben.

Anders als beim weltbekannten Jakobsweg, der nur eine Zielrichtung, nämlich hin zum spanischen Wallfahrtsort Santiago de Compostela kennt, wird der Lutherweg in beide Richtungen markiert. Denn Luther hat die allermeisten Wege, die er zurückgelegt hat, im Hin und zurück bewältigt. Deswegen, so Körnlein, ist jede helfende Hand, die bei der Beschilderung des Lutherwegs mithelfen möchte, jederzeit willkommen. Interessierte können sich beim Evang.-Luth. Dekanat im Haus Eckstein in Nürnberg melden: Tel. 0911- 214 1112 oder E-Mail: .

Gesucht sind außerdem Kirchengemeinden und Kommunen, die sich für den Unterhalt der Wege engagieren und sich entlang der Wegführungen mit ihren "Schätzen" (Kirchen, Sehenswürdigkeiten, touristischen und geschichtlichen Attraktionen) und als Gastgeber einbringen. Der Fantasie hierfür sind keinerlei Grenzen gesetzt, sagte Kummer.

Überall dort, wo Pilgernde auf besondere Weise willkommen geheißen und betreut werden, bleiben positive Erinnerungen an den jeweiligen Ort des Geschehens. So ist es auch an diesem Tag. In der Schwabacher Stadtkirche Sankt Martin wird jeder eintreffende Pilger von Dekanin Berthild Sachs persönlich mit Handschlag begrüßt. Sie erinnert die Pilgernden rückblickend daran, dass sie im Laufe des Tages jede Menge „Grenzen“ überwunden haben: Stadtgrenzen, Dekanatsgrenzen, Wegbegrenzungen. Während moderne Menschen die bestehenden Grenzen kaum noch registrieren, habe sich Martin Luther vor 500 Jahren „an den Grenzen seiner Kirche abgearbeitet“ und letztlich auch überwunden - und dadurch die Kirche nachhaltig verändert. Der Lutherweg könne den heutigen Menschen Hinweise und Impulse geben, wie man auch heute noch bestehende Grenzen überwinden oder zumindest durchlässiger machen kann. 

Pilgergruppe

 

 

Bild zur Meldung: Der Pilgerbeauftragte Michael Kummer demonstriert die neue Markierung des Lutherwegs auf Schwabacher Gebiet.

Fotoserien


Unterwegs auf dem Lutherweg zwischen Nürnberg und Schwabach (29. 01. 2023)

Zum Startschuss für den neuen Lutherweg zwischen Nürnberg und Schwabach startete eine kleine Pilgergruppe der Evangelischen Stadtakademie Nürnberg unter Leitung des Pilgerbeauftragten Michael Kummer ab Nürnberg-Eibach mitten in der kalten Jahreszeit.

Urheberrecht:
Alle Bilder Ralf Jakob. Veröffentlichung nur nach vorheriger Freigabe.